Abiturfeier im Landschulheim Marquartstein

01. Juli 2019

Auch für die Abiturienten des Landschulheimes Marquartstein endete dieser Tage das Schülerleben mit der Übergabe der Abiturzeugnisse.

85 junge Damen und Herren konnten aus den Händen des Schulleiters Herrn OStD Christian Czempinski ihre Reifeprüfungszeugnisse in Empfang nehmen.

Zunächst wurde allerdings das Gruppenfoto mit allen Abiturientinnen und Abiturienten aufgenommen. Danach zogen die Schüler in den, mit Blumengestecken wunderschön geschmückten Festsaal des Landschulheimes ein, wo sie bereits von Lehrern, Eltern und Verwandten erwartet wurden.

In seiner Begrüßungsrede nahm der Schulleiter Herr Czempinski Bezug auf eine Aufgabe des diesjährigen Mathematikabiturs, die bei einigen Abiturienten bundesweit für Verärgerung gesorgt hatte. Er führte in dieser Rede hin zu Gefühlen, die wohl jedem, der eine Schule besucht hat bekannt vorkamen. Allerdings spannte er den Bogen nicht so weit, dass Antworten auf seine mathematischen Fragen gegeben werden mussten. Zum Abschluss begrüßte er alle anwesenden Angehörigen der Abiturienten, sowie das versammelte Kollegium und die Mitarbeiter des LSH. Als Ehrengast konnte Herr Bürgermeister Schützinger aus Grabenstätt begrüßt werden, aus dessen Gemeinde auch die beste Abiturientin des Jahrgangs, Amelie Leonhard (1,0), stammt. Grüße und besten Wünsche ließen auch Dr. Peter Ramsauer, ein „Ehemaliger“ des LSH, sowie Landrat Herr Siegfried Walch übermitteln, die beide leider verhindert waren. Bevor der Reigen der Ansprachen begann, unterhielt der Chor des LSH unter der Leitung von Michael Hiemke die Besucher mit einem Medley aus „Les Misérables“.

Das Glückwunschschreiben von Herrn Walch las die stellvertretende Direktorin Katharina Brachmann vor. Herr Walch würdigte in seinem Schreiben die Leistung der Abiturienten und bat sie, ihre Chancen zu nutzen, dabei aber sowohl auf ihr Herz, als auch auf ihren Kopf zu hören.

Im Anschluss an die Verlesung dieses Briefes dankten die Mitglieder des Elternbeirates Frau Maren Fembacher und Frau Dagmar Netzer der „Schulfamilie“. Sie beschrieben, wie sich die Schüler des diesjährigen Abiturjahrganges unter der Leitung und mit Hilfe der Lehrkräfte zu eigenen Persönlichkeiten entwickelt haben, wie schwierige Situationen zu Hause gemeistert werden mussten und schauten nun mit Stolz auf die jungen Menschen. Die Botschaft der Rede war, dass die Absolventen gebraucht würden, in Beruf und esellschaft, dass sie Verantwortung übernehmen sollten und sich mit Empathie und Leidenschaft einmischen dürften, denn letztlich führe nur diese Engagement zu Zufriedenheit.

Wie auch in den letzten 30 Jahren vergab der Bund der Altmarquarsteiner wieder kleine Geldgeschenke für die besten Seminararbeiten. Dieses Jahr konnte die stellvertretende Vorsitzende Frau Dr. Sabine Wörnle gleich acht Prämierungen vornehmen. Ausgezeichnet wurden diese Jahr ausschließlich junge Damen.

Da an das LSH Marquartstein bekanntermaßen ein Internat angegliedert ist, wurden auch die Internatszöglinge, die dieses Jahr ihr Abitur bestanden haben verabschiedet. Auch Internatsleiter Gerhard Geigenmüller ging in seiner Ansprache auf den Entwicklungsprozess ein, den die einzelnen Jugendlich in den letzten acht Jahren gemacht haben. In amüsanter Weise schilderte er bekannte Verhaltensmuster junger Pubertierender, die sich erst dann wieder gegenüber Lehrkräften auffällig zivilisiert benahmen, je näher der Termin für die mündliche Abiturprüfung rückte. In seinem Schlusswort wies er die Schüler darauf hin, dass das ihnen bekannte freie Europa nur durch Frieden und Freundschaft weiter bestehen könne und hier kein Raum sei für nationalsozialistisches Gedankengut. Dieser Appell wurde mit großem Beifall bedacht.

Für den Abiturjahrgang trat Niklas Netzer an das Rednerpult. Zunächst bat er um eine Gedenkminute für den Anfang des Jahres verstorbenen Lehrer Ulrich Jansen. In seiner Rede wies er humorvoll auf kleine und mittlere Unwegsamkeiten am LSH hin. Sein Fazit war aber, dass sich die Schüler im LSH zu Hause fühlten, er nannte es eine „große, manchmal chaotische Familie“. Herrn Czempinski und dessen Stellvertreterin Frau StDin Katharina Brachmann würdigte er eigens, da der eine sich den Respekt und die Hochachtung der Schüler erkämpft habe und die andere eine Lücke geschlossen habe, die der ehemalige stellvertretende Direktor, Herr Bauhofer, hinterlassen habe.

Die nunmehr folgende Ansprache von Herrn OStD Czempinski folgte nicht dem erwarteten Muster. Im Hinblick auf die Fragen, die der Jugend unter den Nägeln brennen, hielt er es mit eigenen Worten für „ ..nicht angebracht, es schiene mir ignorant, geradezu verhöhnend, angesichts einer Jugend, die um ihre Zukunft fürchtet…“ die üblichen guten Ratschläge für die Zukunft zu erteilen. Seine Rede war durchsetzt mit Zitaten der jungen Umweltaktivistin Greta Thunberg, die diese bei verschiedenen politischen Veranstaltungen von sich gegeben hat.

In seiner Rede machte er deutlich, dass die Jugend sehr wohl das Recht habe, der älteren Generation den Spiegel vorzuhalten und auch in drastischen Worten Korrekturen an deren Verhalten einfordern dürften. Anerkennend lobte er die politische Wachsamkeit der Jugendlichen und deren Engagement, das so viele für die „Fridays-for-future“ Demonstrationen auf die Straße brachte. Allerdings stellte er auch gleich die Frage in den Raum, wie weit der Wunsch nach Veränderung gehen dürfe. Einer Systemänderung mittels Revolution erteilte er eine klare Absage. Vielmehr müsse globale Zusammenarbeit, globaler Konsens das Mittel der Wahl sein. Gerade der nunmehr zu verabschiedende Jahrgang sei ihm bei Nachfrage als sehr sozial dargestellt worden, insofern, so der Direktor, seien die Schüler bestens in der Lage, eine weltweit zu schaffende Gemeinschaft mit zu begründen. Weiteres Hauptthema seiner Rede waren die sozialen Netzwerke und deren Vorteile sowie die darin liegenden Gefahren. Hier bat er die Schüler um Achtsamkeit. Im Schluss seiner Rede und bevor die Schüler dann die Abschlusszeugnisse erhielten, wagte er dann doch einen Ausblick in die Zukunft, bei dem ihm - so seine Worte - nicht bange sei, denn das Engagement der Schüler lasse durchaus Hoffnung zu, dass die Schüler entschieden für eine demokratische, soziale, gerechte, friedliche und ökologische Welt eintreten würden.

Als musikalische Einlage spielte das Instrumentalensemble der elften Jahrgangsstufe (Leitung Herr Hiemke) dann noch „Scheena Dog“ (La Brass Banda), bevor die Vergabe der Abiturzeugnisse folgte.

Diese Übergabe fand unter Einspielung eines kurzen Musikstückes nach Wunsch des jeweiligen Abiturienten statt. Als kleine Abschiedsgeschenke hatten sich die jungen Damen eine rote oder weiße Calla gewünscht, die sie von Frau StDin Brachmann erhielten, den jungen Herren überreichte Herrn StD Gerhard Mayer die gewünschte Patella-Zigarre und Herr OStD Czempinski verteilte die Zeugnisse.

Für ihre besonders guten Leistungen wurden Amelie Leonhard (1,0), Thomas Gerstl, Johannes Hörterer, David Kuttalek, Amelie Maier (1,3), Bernhard Böttger (1,4), Annabell Varano und Johanna Wörnle (1,5) geehrt.

Danach ging es aus dem Festsaal zu einem Sektempfang, der im Freien stattfand und die ehemaligen Schüler des LSH ließen bunte Luftballons in den Himmel steigen, an die kleine Zettel mit Wünschen für die Zukunft geheftet waren.

Die Schulfamilie des LSH wünscht den Absolventen alles Gute für die Zukunft!

Text: Michaela Rödler, Bild: Karl-Heinz Hauser